Die 80’er Jahre: Friedensbewegung, New Wave und – Sandra. Es gibt wenige Künstler, die es fertig bringen, einer Epoche ihren Stempel so nachhaltig aufzudrücken wie die aus dem Saarland stammende Sängerin.
Wer hat nicht noch immer „Maria Magdalena“ im Ohr und in den Beinen, wer bekommt bei ihrer Version von „Hiroshima“ nicht immer noch feuchte Augen? Acht Studioalben und zahllose Singlehits, insgesamt über 15 Millionen verkaufter Platten, sind die Wegweiser einer Karriere, die Sandra zur international erfolgreichsten deutschen Künstlerin gemacht hat.
2002 feierte die sympathische Sängerin mit „The Wheel Of Time“, ihrem ersten Album nach sieben Jahren Pause, ein grandioses Comeback in den Top 10 der Charts. Und die erste Single daraus,„Forever“, wurde umgehend zu einem typischen Sandra-
Markenzeichen – unter anderem dank des kunstvollen Videoclips. Ohne einen guten Clip schafft es schon seit Jahren kein Song mehr in die Herzen des Publikums. Wer weiß das besser als Sandra, die die Anfangstage der bewegten Musikbilder erlebt und mitgestaltet hat. So kann es als etwas ganz Besonderes gelten, wenn Sandra jetzt auf die 23 (!) Videoclips ihrer langen Karriere zurückblickt. Exklusiv für diese DVD kommentiert sie jeden dieser Clips einzeln und gibt ihre persönlichen Erinnerungen preis.
Erinnerungen, die noch in die Zeit zurückreichen, bevor Sandra mit „Maria Magdalena“ zum internationalen Star wurde, gejagt von Paparazzi, belagert von Fans, die sogar in ihrem Münchner Vorgarten campierten. Zarte zwölf Jahre alt war die gebürtige Saarbrückerin, als ihr eine ausgeprägte Charaktereigenschaft zum ersten Karrieresprung verhalf. Als Zuschauerin eines Talentwettbewerbs war Sandra von den Gesangsversuchen so enttäuscht, dass sie zum Auto ging, ein Tape von Olivia Newton-John holte, es dem Techniker gab und auf die Bühne kletterte. Als sie nach ihrem unangemeldeten Auftritt wieder zu ihren Eltern ging, saß da schon ein Musikproduzent und verhandelte.
„Andy, mein Freund“, ein Lied über ihren Hund, wurde daraufhin Sandras erste Single, die sie unter dem Pseudonym „Sandra Ann“ herausbrachte. Inzwischen werden für die seltenen Exemplare des guten Stücks auf Sammlerbörsen dreistellige Euro-Beträge gezahlt. Das Mädchentrio Arabesque als nächste Station bescherte der jungen Sandra große Erfolge. Allerdings nicht gerade vor der eigenen Haustür, sondern im fernen Japan. Bis 1984 haben Arabesque neun Studioalben aufgenommen, was ihnen in Japan zu echtem Spice-Girls-Format verhalf.
Am Anfang der 80’er Jahre, noch zu Zeiten von Arabesque, hatte Sandra eine schicksalhafte Begegnung mit dem Keyboarder Michael Cretu. Damals schlug sich der berühmte Produzent noch als Studiomusiker durch. Er entdeckte das große Talent der Sängerin und er begann, Sandra zu produzieren. Das erste Werk der beiden, eine deutsche Cover-Version des Alphaville-Klassikers „Big In Japan“, erzielte noch nicht den großen Erfolg. Doch im Juli 1985 gab es kein Halten mehr: „Maria Magdalena“ lief in Deutschlands beliebtesten Urlaubsländern in allen angesagten 3 Diskos, und als die Touristen wieder nach Hause kamen, stürmten sie die Plattenläden und machten den Song zu einem Riesenhit: 5 Millionen Stück wurden weltweit verkauft, neun Wochen lang war „Maria Magdalena“ die Nummer Eins der deutschen Charts. Der Mythos Sandra war geboren.
Fortan produzierte Michael Cretu eine Hitsingle nach der anderen in dem Studio im Keller des gemeinsamen Hauses in München. „In The Heat Of The Night“, zu dem Sandra ihren ersten echten Videoclip drehte, „Little Girl“, zu dem eines der teuersten Videos der damaligen Zeit entstand oder „Everlasting Love“, für dessen Clip Sandra in mehr als 20 Kostüme schlüpfen musste, sind nur einige Beispiele. Dem Debüt folgten im Jahresabstand weitere Alben: Im Okrober 1986 erschien „Mirrors“, u.a. mit dem Top Ten Hit „Hi! Hi! Hi!“. Exakt ein Jahr später kam „Ten On One“ auf den Markt, von dem mit „Everlasting Love“ und „Stop For A Minute“ ebenfalls zwei Titel die Top Ten erreichten.
1988 wurde zu einem weiteren entscheidenden Jahr für Sandra. Sie heiratete ihren langjährigen Produzenten und Lebenspartner Michael Cretu und gemeinsam flohen sie aus ihrer Münchner Popularität in die Sonne und Einsamkeit der Mittelmeerinsel Ibiza. Das im selben Jahr fertiggestellte Album trug den Titel „Into A Secret Land“, der durch den Umzug nach Ibiza eine ganz eigene Bedeutung erhielt.
Doch verleitete die Ruhe, in der Sandra nun leben konnte, sie nicht zum Müßiggang. Im März 1990 erschien ihr fünftes Album „Paintings In Yellow“ mit Hits wie „Hiroshima“ oder „Johnny Wanna Live“. Gleichzeitig lieh sie einem neuen Projekt ihres Mannes ihre Stimme: Enigma wurde aus der Taufe gehoben. „Sadeness Part – One“ mit Sandras erotisch gehauchtem Sprechgesang wurde zu einem internationalen Megaseller – und Sandra zeigte wieder einmal, dass sie mutig und fähig genug ist, gewohnte Wege zu verlassen. Die Zeit die nun folgte wurde für Sandra zu einer der kreativsten Perioden überhaupt. Die Clips zu ihren Singles „Don’t Be Aggressive“ und „I Need Love“ vom 92’er Album „Close To Seven“ zeugen noch immer von dem hohen künstlerischen Anspruch, den die Wahlspanierin sich selbst zum Maßstab machte. Zum Dank erhielt Sandra im selben Jahr zum vierten Mal hintereinander den goldenen BRAVO Otto als beste Sängerin.
1995 nahm Sandra hochschwanger das Album „Fading Shades“ auf. Kurz vor der Geburt ihrer Zwillingssöhne stand sie noch für den Clip zum Song „Nights In White Satin“ vor der Kamera, danach war erst einmal Familienleben angesagt. Doch auch sieben Jahre Pause konnten ihrer Kreativität und ihrem Ausdrucksvermögen nichts anhaben: „The Wheel Of Time“, das erste Sandra-Album nach der langen Baby-Pause erreichte mühelos die Top Ten und der Clip zur Single „Forever“ beschließt den Rückblick auf 27 erfolgreiche Jahre hinter dem Mikrofon und auch vor der Kamera.
Die 23 Videoclips der Kollektion entführen auf eine Zeitreise. Der grelle Stil der 80’er wird hier wieder lebendig, die Experimente der 90’er zeigen den Aufbruch in technisch neue Welten und mit „Forever“ gibt es einen Ausblick auf die Sandra des neuen Jahrhunderts. Doch eines haben alle Clips, alte wie junge, gemein: Sie zeigen eine Künstlerin, die mit Können und Mut zum internationalen Superstar geworden ist, und die dabei immer versucht hat, zu neuen Ufern aufzubrechen. Das macht die Sammlung der 23 Videoclips zu einem zeitlosen Dokument der Karriere einer Sängerin, die ihren Lebenstraum verwirklicht hat: Sandra.